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Warum Facebook-Gruppen keine guten Einrichtungsratgeber sind!


"Ohjaaaa, mal wieder Werbung im eigenen Sinne!" - das denken sich jetzt sicherlich viele.

Ja, warum denn nicht?! Schließlich weiß ich wovon ich spreche, die Nachbarin Müller aber in der Facebook Einrichtungsgruppe so gar nicht...Warum? Das erzähle ich dir in diesem Artikel!


(Achtung, dieser Artikel nimmt kein Blatt vor den Mund!)


Sicherlich sind dir in Social Media, vor allem in Facebook, die gemeinschaftlichen Gruppen ins Auge gesprungen. Vielleicht nutzt du auch einige davon, vielleicht hast du selbst welche ins Leben gerufen, aber vielleicht nutzt du sie auch nicht...


Gruppen für die Jobsuche, für den Ticketverkauf, für Second-Hand Kleidung, für den Autoverkauf, für Reisetipps, für Rezepte und und und...


Leute fragen, Leute antworten. Das Prinzip ist ganz simpel.


Das Thema Wohnen & Einrichten gibt es in Form von Gruppen ebenfalls. Alle dürfen diesen Gruppen beitreten, denn es geht ja um den gemeinsamen Support. Frau Müller, Bürofachangestellte, von nebenan ist drin, Herr Mustermann, Metzger, drei Dörfer weiter und du. Wer Hilfe in Bezug auf seine vier Wände sucht, findet sie zu 100% hier in der Facebook-Gruppe. Hier sind Experten vertreten, hier wissen Leute was sie empfehlen, hier wissen die Leute was Gestaltung und Design bedeutet...NICHT.

(Klar, es gibt Ausnahmen, aber wir reden von den restlichen 99%.)


Ich weiß, es hört sich für einige hart, sogar arrogant und besserwisserisch an, aber von solchen Gruppen halte ich einfach Nichts. Diese Gruppen stehen für all das, gegen das ich kämpfe. Sie sind nicht gut, nicht gut für uns ALLE! Nicht nur für mich, sondern vor allem für dich und für Frau Müller, Herr Mustermann und und und...


"Ein Zuhause einzurichten ist doch Geschmackssache!"

"Sich Inspiration zu holen ist doch nicht verboten?!"

"Brauche ja nur einen Tipp, da ist so eine Gruppe super hilfreich."

"Nicht jeder hat das Geld, um gleich einen Interior Designer zu engagieren!"


All das und viel mehr denken sich nun viele, nachdem ich meinen Senf zu diesem Thema dazugebe. Ich kann darüber ja nur negativ sprechen, da solche Gruppen mir ja den Job wegnehmen, oder?!


Nein, darum geht es mir nicht. Zum Glück habe ich viele Kunden, die mich und meinen Beruf schätzen, die wissen, was ich ihnen bieten kann. Sie sind nicht in Facebook-Einrichtungsgruppen vertreten. Sie wissen, dass Facebook-Gruppen dieser Art toxisch sind.


Warum diese Gruppen toxisch sind?

Es gibt einfach drei Arten von Menschen in diesen Einrichtungsgruppen:


- Leute, die ihre luxuriösen Einrichtungen zeigen, um zu "inspirieren".

Blablabla...in Wahrheit um mehr Selbstwertgefühl zu erlangen und sein eigenes Ego zu pushen. Sie prahlen mit Designerstücken, teuren Gegenständen und Glasfassaden über 15m Höhe und erwarten Kommentare wie "Wow, wie toll!" oder "So will ich auch wohnen".


Einige wohnen durchaus sehr schön, keine Frage, einige kaufen einfach teuer, weil sie denken, dass teuer gleich gut ist, und weil sie der Meinung sind, dass teure Designerstücke gleich Geschmack und Stil bedeuten. Dem ist jedoch nicht so.


Was mich am meisten an diesen Leuten in den Gruppen stört, ist, dass sie den anderen Mitgliedern plakativ zeigen wollen, wie sie zu wohnen haben. Sie zeigen ihnen, dass sie das "Beste" haben und alle danach streben müssen. Keiner hinterfragt, ob die Person einen gestalterischen Background hat, denn die auf dem Foto gezeigte Küche muss ja schön sein, weil sie 40.000 Euro gekostet hat.


Dabei vergessen viele durchaus auch, dass in der Gruppe Menschen drin sind, die sich niemals eine Küche für 40.000 Euro leisten können. Diese sehen dann die prachtvollen Designerstücke, die teure Einrichtung und denken sich, dass sie nichts wert sind. Dass deren Einrichtung Müll ist. Dass sie niemals so wohnen können. Sie denken, dass sie nichts erreicht haben, werden traurig, depressiv...


Ich denke, dass du nun verstehst was ich mit toxisch meine ;)


Außerdem motivieren viele durch ihr erprobten Super-Lösungen zum Nachahmen. Sie inspirieren nicht, sondern motivieren zum Kopieren. Ist das aber individuell und persönlich?! Nein.

Viele wollen dann genauso wohnen, ohne ihren eigenen, persönlichen Stil zu hinterfragen. Am Ende verlieren sie sich im eigenen Zuhause und erkennen sich vielleicht selbst nicht wieder...


Natürlich ist es nicht immer der Fall, aber wie viele "Minimalistic White Interior Blogger" gibt es allein schon auf Instagram?! Wie viele sind davon individuell, persönlich und besonders?!


Ich mag Interior Influencer auf der einen Seite, weil sie den Menschen zeigen, wie wichtig es ist auch in sein eigenes Zuhause zu investieren. Auf der anderen Seite gibt es einfach viel zu wenig Individualität. Viel zu wenig Persönlichkeit, viel zu viel Trend, viel zu wenig Bedürfnissorientierung, dafür viel zu viel Präsentation und Selbstdarstellung mithilfe von teuren Möbeln, perfekter Einrichtung und realitätsfremden Fotos...



- Leute, die zu jeder Sache einen Tipp parat haben, weil sie das gleiche Problem hatten, es gelöst haben und es ihnen jetzt gefällt. Sie haben die perfekte Lösung!

"Mach das so und so, benutze die Farbe, dann wirkt dein Raum größer und du wirst glücklicher..." oder " Ich habe das so und so gemacht, das sieht wunderschön aus, das musst du auch probieren" oder " Das Problem hatte ich auch und ich habe das jetzt so und so gelöst, das ist die einzige sinnvolle Lösung. Das wird dir auch gefallen!".


All diese Sätze kommen von Frau Müller, der Nachbarin nebenan, die eigentlich Bürofachangestellte in Mutterzeit ist. Sie weiß, was richtig, gut und schön ist, denn sie hatte das Wohnproblem selbst, hat es gelöst und geht davon aus, dass es auch die perfekte Lösung für dich ist!


Problem: Das, was für sie gut ist, heißt noch lange nicht, dass es auch für dich gut ist.

In der Regel wird eine Frage gestellt und dazu wird ein Foto gepostet. Daraufhin antworten alle Frau Müllers und man bekommt sooooo viele Lösungen. Toll!

Dazu sind alle auch dann bekanntlich die richtigen und perfekten, nicht wahr?!


Keiner hinterfragt, was die Ursache des Problems ist, was wirklich stört, wie die anderen Gegebenheiten sind und wie der Platz außerhalb des Fotos aussieht.

Roter Faden? Ist doch egal, wenn es nicht passt...


Keiner interessiert sich für die weiteren Mitbewohner des Hauses und für die echten Wünsche und Bedürfnisse. Es werden einfach eigene Lösungen vorgeschlagen, ohne zu überlegen.


Nicht jeder, der solche Lösungen ungefiltert liest, ist in der Lage die guten von den schlechten zu unterscheiden. Man braucht offensichtlich wirklich Hilfe und wenn Frau Müller sagt, dass es bei ihr geklappt hat, dann verlässt man sich darauf. Dann wird fleißig gekauft, gewerkelt und wenn es dann fertig ist, stellt man fest, dass es bei einem selbst so überhaupt nicht funktioniert.

Frau Müllers Tipp war komplett für den Müll...


- Leute, die alles besser wissen, weil sie die Einrichtungsexperten schlechthin sind.

Hierzu brauche ich nicht viel zu schreiben, denn auch Frau Müller, die Nachbarin, gehört dazu.

Es sind Menschen, die voller Überzeugung seiner selbst und seines Stils Tipps geben, obwohl sie dazu nicht berechtigt sind.


Man würde meinen, dass man sich doch auch Tipps bei seiner Freundin holen könnte.

Was ist so schlimm daran, Leute zu fragen, die keinen gestalterischen Background haben?!


Generell ist daran nichts schlimm. Vielen, die diese Fragen in der Gruppe stellen, ist aber nicht wirklich bewusst wen sie fragen. Sie gehen davon aus, dass die Lösungen der Hit sind, dass sie super sind, dass sie toll sind und auf jeden Fall helfen...was, wie oben beschrieben, oftmals nicht der Fall ist.


Viele haben "gute Gestaltung, Design und Stil" noch nicht verstanden. Berufe wie Interior Designer, Innenarchitekten, Dekorateure, Stylisten etc. haben für sie keine Daseinsberechtigung. Keinen Wert oder sie sind überflüssig. "Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden!" - Ja, aber Geschmack ist nicht gleich Stil.


Diese Menschen verstehen die Wichtigkeit dieser Berufe noch nicht. Ich habe in vielen meiner vorherigen Artikel geschrieben, warum gerade die Innenraumgestaltung so wichtig für uns ist.

Macht man etwas falsch, gefährdet es unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und und und...


Einen ästhetischen Anspruch zu haben und auch "Interior Regeln" zu folgen macht für die Öffentlichkeit und Gesellschaft nicht nur viel Sinn, sondern ist super wichtig. Wir wollen doch, dass die Welt schön ist?! Wir wollen uns gut fühlen und positiv beeinflusst werden!


Das geht auch alles mit Einrichtung und Architektur, aber auch nur, wenn es gekonnt ist!

Wie würden öffentliche Plätze aussehen, wenn es keine Gestalter gäbe?! Wie würden wir uns fühlen?!

Viele nehmen das zu selbstverständlich, aber NEIN, nicht jeder kann gestalten. Gut gestalten. sinnvoll gestalten, funktional, gesund und zukunftsweisend!


Man muss immer hinterfragen von wem man die Info bekommt.


Fragst du den Friseur nach einem Ratschlag für dein Auto? Den Supermarktverkäufer nach einem Ratschlag für deine Gesundheit? Die Krankenschwester nach einem Ratschlag für deine Steuern?


Googlest du deine Krankheiten oder gehst du zum Arzt? ;)


Man kann sich nicht auf die Antworten von Leuten verlassen, die keine Ahnung von dem Thema haben, nach dem du fragst. Statt das es nach der Antwort besser wird, wird es nämlich oftmals schlechter. Ohne dass wir es vielleicht sofort wissen, aber irgendwann...irgendwann wenn es zu spät ist.


Facebook-Einrichtungsgruppen-Gruppen werden nie meine Freunde sein. Ich bin in ihnen heimlich unterwegs und schüttle einfach immer und immer wieder den Kopf. Verdrehe die Augen. Klicke es dann schnellstmöglich weg. Das kann ich mir nicht lange antun.


Es gibt so viele Möglichkeiten sich zu informieren oder sich zu inspirieren. In Fachmagazinen berichten Experten, auf Pinterest gibt es genug bildliche Inspiration und auch eine Beratung bei einem Innenarchitekten/Designer kostet keine Million. Zusätzlich dazu gibt es genug Experten, die auf Social Media Tipps geben. Diesen Experten könnt ihr vertrauen!


Die Frage, die man sich immer und immer wieder stellen muss ist:

Wie wichtig ist dir dein Zuhause?








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