Tagebuch einer Soloselbstständigen - Urlaub & Kopfarbeit
- ntlkrys
- 3. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Ich bin wieder zurück aus dem Urlaub. Nicht erholt. Nicht motiviert. Nicht funktionsfähig. Eigentlich, aber was muss das muss. Hört sich komisch an, oder?
Aus dem Urlaub sollte man doch erholt ankommen, voller Energie und Motivation. Voller neuer Ideen und Lust auf Projekte. Warum das allerdings bei mir, und wahrscheinlich vielen anderen Soloselbstständigen nicht so ist, das erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Warum "Tagebuch einer Soloselbstständigen?"
Hey, ich bin Natalia, selbstständige Interior Designerin und der Kopf hinter diesem Blog und den Rechtschreibfehlern. Eigentlich dreht sich in meinem Blog immer alles um das Thema der vier Wände, der Tipps und Tricks oder auch Interior Trends. Diesmal möchte ich aber mit einem neuen Blog-Format durchstarten und Einblicke in meine Gedankenwelt und meinen Alltag als Soloselbstständige Frau geben.
Warum fragst du dich?
Weil die Welt durch Social Media so perfekt geworden ist, wie sie eigentlich nie war und nicht ist.
Weil viele Menschen gar nicht wissen, was Selbstständigkeit als Solopreneur/in bedeutet.
Weil es mehr Verständnis auf der Seite der Kunden und Interessenten geben sollte.
Weil die Innenarchitekturbranche immer noch als elitär angesehen und auch noch gelebt wird.
Was daran falsch/schlimm ist?
Es fehlt an Verständnis. Es fehlt die Transparenz und Ehrlichkeit.
UND was kann ich besonders gut? Den Mund aufmachen (oder direkt in die Tasten loshauen) 🤣
Ich möchte unverblümt berichten und aufklären. Ich möchte den alltäglichen Struggle aufzeigen und erläutern um besser in dieser Welt verstanden zu werden. Als Selbstständige. Als Solopreneurin und als Frau. Ja, denn das ist noch eine ganz andere Sache...
Urlaub & Kopfarbeit - Was Abwesenheit für mich bedeutet
Für die meisten hört sich Urlaub klasse an und verstehe mich nicht falsch, ich finde es toll mal "frei" zu haben, aber die Zeit vor dem Urlaub und nach dem Urlaub ist immer die schlimmste Zeit des Jahres und der Urlaub selbst die zweitschlimmste Zeit. Ich bin dankbar für die Zeit während der "freien" Tage und versuche bestmöglich abzuschalten, aber die Wahrheit ist eine andere...
Der Kopf ist immer an.
Vor dem Urlaub sammeln sich die Projekte. Man möchte entweder Projekte abschließen oder sie zumindest so weit ausarbeiten, dass die Kunden genug Zeit während meiner Abwesenheit haben, um sie zu sichten. Im Detail bedeutet das Tag und Nacht arbeiten und das ist kein Scherz. Ich habe in der Woche vor meinem Urlaub bis in die Nächte gearbeitet, 3Uhr Nachts ins Bett fallen war früh mich. Dann um 6Uhr oder 7Uhr wieder aufstehen und weiter geht´s.
Wochenende? Gab es die 3 Wochen vor dem Urlaub keins. Im Gegenteil. Ich hatte sogar Kundentermine an Wochenenden und ja ich will mich nicht beschweren, es hat auch eine gewisse "Freiheit" dieses Selbstständig-sein. Dennoch: Es war eine schlimme Zeit. Ich war im Dauerstress, unter Strom und voller Panik. Ja, der Urlaub wurde Monate vorher schon geplant und ja, man kann sich vorher alles schön strukturieren, ABER...
Kann man Kreativität steuern?
Kann man Notfälle (egal ob privater oder beruflicher Natur) vorhersehen?
Kann man auf schnelle Rückmeldung der Kunden zählen, um weiterzuarbeiten? Nicht immer..
Das alles führt dazu, dass das Chaos nicht weit ist und das man auch nicht immer alles schafft, wie vorgenommen.
Die ersten Urlaubstage? Ich saß noch am Computer. Wenigstens war das Telefon still. Fuße hochlegen? Fehlanzeige.
Nachdem es dann endlich losging in Richtung Frankreich, gingen mir schon die ersten Gedanken durch den Kopf:
"Hab ich das Angebot XY noch rausgeschickt oder es vergessen?"
"Schaffe ich die neuen Ausarbeitungen nach dem Urlaub so, dass ich auch die Folgetermine einhalten kann?"
"Sollte ich vielleicht die E-Mails checken, um zu wissen, dass alles angekommen ist?"
"Ist die Abwesenheitsnachricht aktiv? Stehen in Google die Öffnungszeiten?"
"Gehen die geplanten Posts für Instagram automatisch online oder muss ich das noch timen?"
Fragen und Gedanken ohne Ende und die Tatsache?
Ich habe den Laptop direkt in Frankreich aufgeklappt, um alles zu checken.
Das Handy in die Ecke geschmissen? Nein, geht nicht, es könnten ja Notfälle auf Baustellen entstehen und ich muss erreichbar sein. Schließlich gibt es keinen Ersatz für mich. Kein Back-Up.
Ende der Geschichte: Ich habe regelmäßig an Projekte gedacht, habe die Mails jeden zweiten Tag gecheckt und das Diensthandy war auch jederzeit dabei. Abschalten? Nope.
Die Kirsche auf der Sahnetorte? Kunden, die wissen, dass man Urlaub hat und trotzdem Telefonterror machen. Nicht weil es einen Notfall gibt, sondern...weil sie sich nicht entscheiden können ;)
Ich habe meine Urlaubstage schon Wochen vor meiner Abwesenheit in der Signatur und auf der Webseite stehen, und informiere alle aktuellen Kunden rechtzeitig über meine Abwesenheit und dennoch gibt es Menschen, denen es s***** egal ist, ob man Urlaub hat oder nicht. Es wird nicht respektiert.
Als Soloselbstständige ist man immer auf Abruf, immer bemüht, dass alle Kunden happy sind. Man fühlt sich verpflichtet zu antworten. Egal ob man will oder nicht.
Ich bin ehrlich, ich antworte auch im Urlaub. Nicht allen, aber den "Notfällen", damit Ruhe ist. Es hört sich hart und unfreundlich an, aber der Urlaub war diesmal auch hart und alles muss gerade raus. Irgendwann müssen es einige Leute doch auch mal verstanden haben ;)
Urlaub ist also immer ein ständiger "Stand-By-Modus". Man schaltet nie komplett ab und sobald 3/4 der Urlaubszeit rum sind, starten erneut Gedanken:
"Was muss ich als erstes tun?"
"Die Mail an XY muss direkt raus!"
"Die Steuer muss gemacht werden, die Rechnungen müssen beglichen werden..."
"Neuer Content muss geplant werden, arbeite ich am Sonntag wieder?"
"Neukunden - Anfragen müssen direkt beantwortet werden (Nicht, dass es sich noch jemand anders überlegt..)"
...und und und..
Kaum ist der Urlaub vorbei schon ist der Kalender bereits voll. Bestandkunden warten auf Ihre Termine und/oder Projektänderungen. Neukunden auf warten auf Antworten und das Finanzamt will Geld. Was auch sonst...
Der Marathon geht schon wieder los. Ich sitze bis in die Nächte. So lange, bis sich alles wieder einpendelt. Solange bis ich aufatmen kann. Wann das ist? Kann ich nicht sagen.
Was ist allerdings fest sagen kann: Große Neukunden werden derzeit nicht mehr aufgenommen und müssen warten. Ich komme nicht hinterher. Ich habe nur zwei Hände.
Interessenten, die vielleicht nun länger auf eine Antwort gewartet haben, bekommen Absagen und/oder werden enttäuscht. Manche können und wollen auch warten, manche nicht.
Kommen diese, die nicht warten können wohl zurück? Fragen sie nochmal an oder hat man ein Projekt weniger und somit eine Chance verpasst. Man weiß nie was kommt und was darauf passiert. Man steckt immer in der Zwickmühle zwischen "Ich kann nicht mehr Kunden aufnehmen, als dass ich bearbeiten kann" und "Wer weiß wann die nächsten Kunden kommen, vielleicht sollte man sie doch annehmen?!"
Ich habe in meiner Selbstständigkeit bereits große Fortschritte gemacht. Früher hab ich deutlich mehr gearbeitet und das Wort Work-Life-Balance war mir unbekannt. Nun respektiere ich (soweit ich es eben hinkriege) meinen Körper, meine Gesundheit aber auch vor allem meine Bestandskunden. Denn ich weiß, dass meine Qualität nicht unter der Quantität leiden kann. Mir ist es wichtig gute Ergebnisse für meine Kunden abzuliefern und für sie da zu sein. Deswegen sage ich auch oft Stop und nehme keine neuen Kunden an.
So oder so ist ein Urlaub für mich als Soloselbstständige nie einfach nur Urlaub. Nie 100% Entspannung. Selbst wenn es in der Instagram-Story vielleicht manchmal danach aussieht ;)
...ach, und dann kommt es auch noch auf die Art des Urlaubes an. Ich lag diesmal nicht unter Palmen, sondern habe Familie im Ausland besucht. Freizeit? Ruhe? Nein.
Viele tolle Gespräche und Momente? Definitiv Ja, ABER auch viel Lautstärke, Trubel, Aktivität.
Keine Entspannung...einfach eine andere Art von Kopfarbeit!
Was auch immer du nun aus diesem Text entnehmen magst, ich hoffe, dass es dich unterhalten oder aufgeklärt hat ❤️
Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal!
Natalia
P.S. Dieses "Tagebuch" wird nicht korrigiert, nicht zensiert, nicht mit KI bearbeitet oder optimiert. Dieser Beitrag wurde eben Buchstabe für Buchstabe abgetippt. Oldschool. Ich weiß. Aber ehrlich und aus der Seele runtergeschrieben...
Comments