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Kostenlose Raumgestaltung ist komplette Geldverschwendung.


Ja, richtig gelesen. Es klingt paradox und ist doch so wahr. Möbelhäuser (stationär und online) und "unabhängige" Online-Portale, auf denen Design-Dienstleistungen angeboten werden, werben mit kompletten Raumplanungen für ca.100 Euro. Oft sind sogar Planungen komplett kostenlos.

Klingt doch super, nicht wahr?!


Warum du diese Leistungen allerdings hinterfragen, und gegebenenfalls auch gar nicht erst "buchen" solltest, um Geld zu sparen, liest du in diesem Artikel!


Möbelhäuser


Die bekanntesten Möbelhäuser Deutschlands sind riesig. Giganten. Machen milliardenschwere Umsätze durch den Verkauf ihrer Produkte und bieten Raumplanungen oft komplett kostenlos an.


Der Haken?

Alle Möbel und Produkte kommen aus dem hauseigenem Katalog - keine Fremdmarken, keine Wahl! Im allerersten Moment sieht das vielleicht toll aus. Du siehst deinen Raum in einer 3D-Darstellung und alles sieht toll aus, aber am Ende des Tages bist du "gezwungen" die vorgestellten Produkte zu kaufen.


Preise bei Konkurrenten sind deutlich günstiger.

Abgesehen davon, dass man in diesem Jahrzehnt für einen individuellen, wertigen und modernen Look eher auf Möbelserien (und diese werden IMMER! angeboten) verzichten sollte, geht es mir vorrangig um den Preis der einzelnen Produkte. Diese findest du nämlich auch bei der Konkurrenz und meistens auch für viel weniger Geld! Das können nur 10 Euro sein, manchmal aber auch 100,- oder 1000,-...


Du hast die Wahl, bist ungebunden und sparst Geld.

Bei einem unabhängigen Interior Designer zahlst du sicherlich für die Planungsleistung etwas mehr. Hier werden aber auch oft unterschiedliche Pakete und Dienstleistungen angeboten, sodass du den Preis frei wählen kannst. Der Vorteil? Der Interior Designer arbeitet unabhängig und ist an kein Möbelhaus und keinen Möbelhersteller gebunden. Er kann dir das beste Angebot heraussuchen, sodass du am Ende sogar noch Geld sparen kannst. Zudem sieht dein Raum zum Schluss nicht aus wie ein Ausstellungsraum aus einem Möbelhaus, sondern wird individuell auf dich zugeschnitten!


Am Ende wollen sie nur verkaufen.

Wenn wir ein Möbelhaus besuchen, gehen wir davon aus, dass wir dort Experten treffen werden. Das stimmt auch. Sie sind in der Regel Experten für die einzelnen Produkte, sie sind Kalkulationskünstler, aber auch Verkäufer. Gestalter? Weiß ich nicht. Manchmal. Selten. In der Regel aber in erster Linie Verkäufer.


Verkäufer wollen verkaufen, müssen verkaufen, wollen Umsätze generieren und wollen (in manchen Fällen funktioniert das so im Hintergrund) mit Provisionen belohnt werden. Sie wollen, mit den dir verkauften Möbeln, noch mehr an dir verdienen, als das Möbelhaus ohnehin schon tut. Ihnen ist es egal, was sie dir in deine Planung reinstellen, solange du das Produkt kaufst.


Die Qualität der Planung.

Ich weiß, das trifft nicht auf alle zu, dennoch ist und wird der gestalterische Aspekt oft komplett außer Acht gelassen. Es muss schnell gehen und die Planung wird gerade mal so im Gang des Möbelhauses für dich produziert. Was ist diese Planung dann eigentlich wert? Wurde diese Planung nicht vielleicht schon 100x verkauft? Vielleicht hat dein Nachbar demnächst auch die gleiche Möbelserie? ;)


Eine funktionale, auf deine Wünsche und Bedürfnisse abgestimmte Planung, die wirklich durchdacht und individuell für dich konzipiert worden ist, dauert keine 15min. Sie ist am Ende keine ästhetische Planung, keine Gestaltung, es ist kein Design, es sind einfach nur in den Raum gestellte Möbel und Produkte.


Ach und noch was...wer sitzt eigentlich hinter der Planung im Möbelhaus?

Ich habe es schon oben teilweise angerissen: Wir wissen nicht, wer uns wirklich die Planung konzipiert. Ist es ein Innenarchitekt? Ist es ein professionell ausgebildeter Interior Designer? Oder ist es Frau Müller, die als Quereinsteigerin einen Job im Möbelhaus erhalten hat und innerhalb von zwei Wochen angelernt wurde?


Wir kriegen es überall mit: Überall fehlen Arbeitskräfte und wenn sie dringend fehlen, dann wird "jeder" eingestellt. Auch jemand, der von Gestaltung eigentlich keinen Schimmer hat und lediglich gerne Zuhause "dekoriert"...




Online-Anbieter von Design Dienstleistungen


Neben den bekannten Möbelhäusern gibt es auch Online-Planungsservices. Das sind in der Regel Firmen, die feste Pakte zum Einrichten deiner vier Wände anbieten. Kostenlos sind diese sicherlich nicht, aber für selbst unter 100 Euro sind sie bereits zu finden. Wie geht das?!


Hier haben wir in der Regel kein großes Möbelhaus, was die Dienstleistung über den Umsatz der verkauften Waren bezahlt, sondern eine Firma, die unabhängig arbeitet und sich direkt die Dienstleistung vergüten lässt. Ist das aber wirklich so?!


"Unabhängig" gleich Provision?

Nein, in der Regel nicht. Die Online-Firmen bieten nämlich oft einen Einkaufsservice, über den man die eingeplanten Produkte direkt kaufen kann. Bedeutet im Umkehrschluss, dass die eingeplanten Sachen in Abstimmung mit den Kooperationspartnern angeboten werden.


Kauft ein Kunde dann also nicht nur die Planung, sondern auch die Produkte, verdient die Firma auch eine Provision an den verkauften Produkten. Es sind in dem Katalog somit unterschiedlichste Hersteller und Produkte gelistet, man kann sich aber sicher sein, dass die Preise dort nicht immer die günstigsten sind, da an den Vermittler - in dem Falle den Planungsservice - noch eine Provision bezahlt werden muss. Auch hier liegt also die Vermutung nahe, dass die Konkurrenz bessere Produktpreise anbietet.


..und wer sitzt hier hinter der Planung?

Hier wird es in der Regel sogar noch anonymer, als es ohnehin schon in einem Möbelhaus ist.

Hier weißt du ebenfalls nicht, wer da eigentlich deine Planung bearbeitet und was für einen Background diese Person hat. Außerdem bekommst du sie sogar meistens gar nicht erst zu Gesicht.

Hat sie irgendeine gestalterische Ausbildung? Oder will diese Person auch nur hohe Provisionen erwirtschaften? Versteht diese Person dich, deine Wünsche und deine Bedürfnisse überhaupt?


Ausbeutung. Sklavenarbeit. Deutschland.

Viel schlimmer, als der eigentliche gestalterische Background des Planers (falls überhaupt vorhanden), ist die Anstellungsart. Typischerweise denken Kunden überhaupt nicht darüber nach, was der Planer an der Planung verdient bzw. geht man davon aus, dass der Planer ein festes Monatsgehalt bekommt. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus.


In der Regel sitzen hinter diesen Planungen Freelancer, d.h. Freiberufler, die nur an den durchgeführten Planungen etwas verdienen, aber kein geregeltes Einkommen haben.

Was bedeutet das für die Dienstleistung und Bezahlung?


Eine Raumplanung entsteht in der Regel nicht innerhalb einer Stunde. Das nimmt schon deutlich mehr Zeit in Anspruch. Je nach Know-How, Kundenzufriedenheit (ja, es gibt meist kostenlose Korrekturen auf Wunsch und das ohne Ende!) Zeitmanagement, Qualität und Liebe zum Detail variiert die Bearbeitungsdauer. Kommen im Voraus noch ein oder zwei Moodboards zur Farb- und Stilfindung dazu, sind es sogar noch mehr Stunden...


Du bezahlst nun als Kunde 100 Euro für die Planung.

Wie viel von dem Geld landet bei der Firma? Wie viel Geld davon landet bei dem Freelancer?


Du kannst es dir schon denken, oder?! Sagen wir mal, dass 50% davon bei dem Freelancer landen, dann sind das 50 Euro. 50 Euro für gerne mal mehr als 8 Stunden Arbeit...


Aber das ist noch nicht alles! Da es sich hierbei um einen Freelancer handelt, muss dieser von den verdienten 50 Euro noch seine Abgaben und Steuern abziehen. Wie viel bleibt dann noch übrig?!


"Das kann doch nicht sein! Das kann doch überhaupt nicht stimmen!" - Du glaubst mir diese Geschichte nicht? Ich habe sie selbst erlebt und habe gerade aus dem Nähkästchen geplaudert. Ich habe mich auch ausnutzen lassen, war damals froh Aufträge zu bekommen und habe gar nicht die Beziehung zwischen Aufwand und Gehalt hinterfragt. Es wurde mir erst nach allen Abzügen bewusst.


Junge Designer oder Studenten versuchen sich ihr Studium auf unterschiedlichste Art und Weise zu finanzieren. Wenn man es zusätzlich in seiner gelernten Branche tun kann, ist es umso verlockender. Man fühlt sich "selbständig" und kann "frei" gestalten, sammelt Projekte für das Portfolio und merkt dann viel zu spät wie wenig man eigentlich verdient und wie viel Zeit eigentlich vergeht...


Zwar ist jedem selbst überlassen, ob er so einen Job annimmt oder nicht, aber im Kern der Geschichte sollte so etwas nie Platz finden. Fair arbeiten sollte jedem zustehen - auch jungen Designern und Studenten bzw. generell den Freelancern, die hinter diesen Planungen stecken!


Falls jetzt der Einwand kommt, dass man doch Provisionen verdienen würde und sich das Einkommen damit aufstocken könnte - Nein. Auch hier landet sicherlich der Großteil bei der Firma und nur ein geringer Anteil bei dem Freelancer. Außerdem müssten die eingeplanten Produkte recht teuer sein und vom Kunden auch noch gekauft werden!!!, um spürbare Provisionen zu erhalten. Hier sind wir dann aber wieder bei dem Thema des Verkaufs gelandet: Werden die Sachen eingeplant, weil sie schön sind und passen, oder weil sie eine besonders hohe Provision versprechen?! ;)



Du merkst, dass das Thema gar nicht so unbedeutend für dich, deine Lebensqualität, deine Mitmenschen, dein Gewissen und dein Portemonnaie ist ;)


Deswegen mein Appell an dich, hinterfrage die Designleistungen, die du buchst!

Schau bei wem du sie buchst, was für einen Background diese Person hat, wie viel am Ende des Tages die Person für ihre Planung bekommt und wie viel Zeit, Qualität und Liebe zum Detail sie dir und deinem Zuhause schenkt!







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